Abstract
Zusammenfassung Schon vor mehr als 3500 Jahren wurden Stoffwechselstörungen beschrieben, deren Symptome den heute bekannten Formenkreis des Diabetes mellitus widerspiegeln. Über Jahrhunderte gab es Erklärungsansätze für diese Krankheitsbilder und frustrane Behandlungsversuche; Mythen und Fehleinschätzungen haben teilweise bis heute Bestand. Vor 200 Jahren setzte eine sich im 20. Jahrhundert rapide beschleunigende Zunahme der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Therapiekonzepte ein. Obwohl Diabetes heute sehr viel besser diagnostiziert, klassifiziert und behandelt werden kann, leben manche traditionelle Mythen fort und es entstehen neue Fehleinschätzungen. In diesem narrativen Übersichtsbeitrag werden gängige Mythen zur Diabetesentstehung und -behandlung besprochen und die Evidenz für aktuelle Therapieverfahren vorgestellt. Unter Berücksichtigung realistischer Therapieziele hinsichtlich der Blutzuckereinstellung werden zunehmend Endpunktstudien zur kardiovaskulären Morbidität und Mortalität durchgeführt. Polyvalente Konzepte verdrängen den klassischen glucozentrischen Behandlungsansatz des Typ-2-Diabetes. Mit dem Einzug der molekularen Medizin und anderer disruptiver Innovationen wird ein Paradigmenwechsel in der Therapie erwartet, der möglicherweise dennoch von alten und neuen Mythen begleitet wird. Dieses Phänomen ist bei der Entwicklung neuer Behandlungsformen zu beachten.
Funding Information
  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)