Farbensehen in Abhängigkeit vom Alter: eine Normwertstudie

Abstract
Hintergrund Mit konventionellen Farbtests nimmt die Fehlerhäufigkeit mit zunehmendem Alter der Probanden vor allem für die Tritan-Achse deutlich zu. Viele erworbene Farbsinnstörungen führen zu einer Tritanstörung. Mit der Entwicklung eines computergraphikgestützten Farbtestes ist es erstmals möglich, den Einfluß von leichten Medientrübungen und/oder getönten Brillengläsern zu unterdrücken. Ziel dieser Studie ist es, den Einfluß des Alters auf den Farbsinn und verläßliche Daten für die oberste normale Farb-Kontrast-Schwelle zu ermitteln. Patienten und Methoden Bei 115 Patienten im Alter von 6 bis 71 Jahren wurde die zentrale und periphere Farb-Kontrast-Empfindlichkeit bestimmt. Alle Patienten mit Augenerkrankungen und systemischen Erkrankungen (z.B. Diabetes, Hypertonie etc.) wurden ausgeschlossen. Die Untersuchung erfolgte mit einem Computergraphiksystem. Zuerst wurde mit einem Heterochromie-Flimmer-Test die individuelle spektrale Empfindlichkeit ermittelt. Mit dem gewonnenen Wert generiert der Computer beim zentralen Farbtest isoluminante Buchstaben. Mittels einer modifizierten „binären Suche” kann dann in wenigen Schritten die Farb-Kontrast-Empfindlichkeit bestimmt werden. Beim peripheren Farbtest wird ein isoluminanter Farbring mit einem Radius von 12,5 Grad generiert. Jeweils ein Quadrant entfällt und der Proband hat die Aufgabe, bei ständiger Fixierung des Mittelpunktes des Ringes zu erkennen, welcher Quadrant fehlt. Die dargebotenen Testreize (Buchstaben oder Ring) lagen entweder auf der Protan-, Deutan- oder Tritanverwechslungslinie gegenüber dem Hintergrund. Ergebnisse Für den zentralen Farbsinn ergab sich keine Korrelation zwischen Alter und Farb-Kontrast-Empfindlichkeit. Bei der Untersuchung des peripheren Farbsinnes fand sich für die Protan- und Tritan-Achse ein statistisch signifikanter, jedoch sehr geringer Anstieg der Farb-Kontrast-Empfindlichkeit mit zunehmendem Alter. Für die Deutan-Achse wurde kein statistisch signifikanter Anstieg beobachtet. Diskussion Farbsinnstörungen sind häufig Frühsymptome bei erworbenen Augenerkrankungen und bei systemischen Erkrankungen mit Einfluß auf die Augen, wie z.B. Diabetes und Hypertonie. Wird die individuelle spektrale Empfindlichkeit der Probanden berücksichtigt, kommt es mit zunehmendem Alter zentral zu keinem und peripher zu einem nur sehr geringen Anstieg der Farb-Kontrast-Schwelle. Somit eignet sich die Bestimmung der Farb-Kontrast-Empfindlichkeit besonders zur Früherkennung und Verlaufskontrolle von erworbenen Augenerkrankungen. Da die heutigen Farbmonitore meist von hoher Qualität sind, dürften diese Ergebnisse bei entsprechender Wahl der Reizparameter auch mit anderen Systemen zutreffen. Background It is difficult to quantify thresholds in most colour vision tests, and this is especially the case for tritan hues, where a strong age-related increase of threshold has been reported. With the development of computer-graphic methods it is possible to remove brightness clues caused by lens absorption. This study attempts to give normative values for colour contrast thresholds and assess the age related changes therein. Patients and methods 115 patients aged between 6 & 71 years were tested for central and peripheral colour contrast sensitivity. No patient had any systemic or eye disease. As a preliminary, heterochromatic flicker balance between the luminosities of the R and G and B and G phosphors was established, so that all colours subsequently generated were isoluminant for the person tested. Then, using a modified binary search technique, colour contrast thresholds were established using both 2 degree optotypes, for central vision, and a ring, 12.5 degrees in radius for peripheral vision. In the latter case, the observer had to name the position of the missing quadrant in the ring. Stimuli were presented for 200 msec at 1 Hz. Colours were modulated on protan, deutan or tritan colour axis. Results No correlation between age and central colour vision thresholds was observed. By contrast a significant but only minor increase of peripheral colour vision threshold was observed for the peripheral protan and tritan axis. Discussion The present system removes luminance clues from colour vision tests and permits both central and peripheral retina to be tested. The results are simple in that the influence of age can be neglected. The variability of threshold results is small, and it is easy to detect the relatively large changes associated with disease. Since high-quality monitors are standardised and calibrated, providing the stimulus parameters described are adhered to, the results given here for upper limits of normal may be used for other similar systems.