Abstract
Die üblichen audiologischen Untersuchungsverfahren (Schwellenmessung und Recruitment-Bestimmungen) vernachlässigen die Zeitabhängigkeit ihrer Meßwerte und stellen den dynamischen Hörvorgang als einen pseudostatischen Zustand dar. Sie bedürfen daher der Ergänzung durch Erfassung dieser funktionellen Änderungen, d. h. der Adaptationsvorgänge. Einige Grundzüge der Adaptation und Hörermüdung werden dargelegt und die wichtigsten bekannten Methoden ihrer Messung kritisch besprochen. Es wird sodann ein neues Verfahren beschrieben, das es gestattet, die perstimulatorische und poststimulatorische Adaptation monaural in einfacher, klinisch brauchbarer Weise zu bestimmen. Der Methode liegt die Beobachtung zugrunde, daß sich mit Ausbildung eines Adaptationszustandes die Verdeckbarkeit des Ermüdungstones durch ein weißes Geräusch oder einen Verdeckungston proportional der Lautheitsabnahme ändert. Die Vorteile dieses Meßprinzips gegenüber anderen Methoden werden hervorgehoben und Erläuterungen für die praktische Durchführung der Messungen gegeben. Die graphische Darstellung der Meßergebnisse sowie weitere Einzelheiten der Methode und Möglichkeiten ihrer Anwendung und Deutung werden an einem normalen und 3 pathologischen Untersuchungsbefunden erörtert. Der Wert der Adaptationsmessungen wird darin gesehen, daß sie in Ergänzung zu den Recruitment-Bestimmungen, die den Ort einer Störung anzeigen, etwas auszusagen scheinen über den Funktionszustand und die Leistungsreserve der noch ansprechbaren Hörelemente.