Das HLA-System in der psychiatrischen Forschung

Abstract
The production of the human leucocyte antigens (HLA) is controlled by a gene complex which is localised on the chromosome 6. These HLA are important above all in the organ transplantation as it provides the best possible histocompatibility conditions. Various diseases with a noticeable autoimmune component and frequent occurrence within the family showed a statistically significant correlation with specific HLA. This correlation was also shown in the studies of HLA in some psychiatric disorders, namely the endogenous psychoses. Nevertheless, results obtained until the present moment are contradictory. In 8 studies of HLA in manic depressive patients, 17 antigens were being recognised, which ocurred with a different frequency in patients when compared with controls (16'of these antigens showed statistically significant differences). In 9 researches of HLA in schizophrenic patients, 28 antigens showed a different frequency in patients when compared with controls (23 of these antigens showed statistically significant differences). Contrasting to the studies in manic depressive patients, the HLA studies in schizophrenic patients showed a relatively greater homogeneity, e.g. the HLA-A1 appeared with an increased frequency in patients in 6 out of 9 studies; an increased frequency of HLA-A9 was found in 5 out of 9 studies; the HLA-B27 frequency was decreased in 3 studies. Nevertheless, contradictory results were being found as well, e.g. the HLA-A10 had a decreased frequency in 3 studies and increased in the 4th.; HLA-BW17 appeared with a higher incidence in 2 works and lower in the results of another author. Some circumstances could be responsible for this heterogeneity among the findings. Besides the possibility of the non-existence of associations between HLA and endogenous psychoses, methodological bias should also be considered, e.g., the use of different diagnostic criteria (or in some cases the absence of them), ethnic difference among the compared groups, small patient and control groups, the use of different serological procedures, et cetera. Only the observation of these strict conditions could bring further studies to more accurate results. Die Bildung des Human Leucocyte Antigen (HLA)- Systems wird von einem Genkomplex, der auf dem Chromosom 6 lokalisiert ist, gesteuert. Vor allem bei der Organtransplantation ist dieses System für die Ermittlung der bestmöglichen Histokompatibilität von Bedeutung. Verschiedene Erkrankungen, die bemerkenswerterweise Komponenten eines Autoimmunprozesses aufweisen und häufiger familiär auftreten (z.B. Morbus Bechterew, Psoriasis u.a.), zeigen eine statistisch signifikante Korrelation mit bestimmten HLA-Antigenen. Dies regte auch zu den ersten Untersuchungen des HLA-Systems bei endogenen Psychosen an. Die bisher vorliegenden Untersuchungen sind jedoch widersprüchlich. In acht Studien über HLA-Antigene und manisch-depressive Erkrankungen wurden 17 verschiedene Antigene gefunden, die mit einer unterschiedlichen Häufigkeit bei der Patientengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe vorkamen (bei 16 zeigte sich eine signifikant unterschiedliche Häufigkeit). In neun Untersuchungen über HLA und Schizophrenien wurden 28 unterschiedliche Antigene (23 davon unterschieden sich signifikant voneinander) gefunden, deren Häufigkeit bei der Patientengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe variierte. Im Gegensatz zu den Untersuchungen an manisch-depressiv Kranken weisen die HLA-Untersuchungen bei Schizophrenen eine relativ größere Homogenität auf. So kam das Antigen HLA-A1 mit einer erhöhten Häufigkeit in 6 von 9 zitierten Arbeiten vor; auch die Häufigkeit des Antigen HLA-A9 war in fünf Untersuchungen erhöht; das HLA-B27 war in drei Untersuchungen erniedrigt. Aber auch hier ergaben sich widersprüchliche Befunde. So war z.B. das Antigen HLA-A10 in drei Arbeiten erniedrigt und in einer vierten erhöht; das Antigen HLA-BW17 kam mit einer erhöhten Häufigkeit in zwei Untersuchungen vor und war in einer anderen erniedrigt. Für die Heterogenität der Befunde sind verschiedene Umstände verantwortlich. Neben der Möglichkeit, daß keinerlei Beziehungen zwischen Psychosen und dem Auftreten bestimmter HLA-Antigene bestehen, sind methodische Fehler zu erwägen, z.B. uneinheitliche Diagnosekriterien, ethnisch verschiedene Vergleichspopulationen, zu kleine Stichproben, unterschiedliche serologische Verfahren u.a. Nur die strenge Beachtung dieser Bedingungen könnte zu tragfähigen Befunden führen.