Mordversuch mit Phenprocumon (Marcumar®)

Abstract
Erkrankungen, ausgelöst durch mißbräuchliche Anwendung bestimmter Medikamente, bieten besondere diagnostische Schwierigkeiten. Das gilt vor allem für Intoxikationen mit Cumarinderivaten. Hier führt längerdauernde Gabe in niedriger Dosierung zu einer beträchtlichen Steigerung der Giftigkeit zunächst ohne wesentliche Nebenwirkungen. Beschwerden treten erst mit der induzierten Blutungsneigung auf. Diese Zusammenhänge sind nur einem kleinen, geschulten Personenkreis bekannt. Daher sind fast alle Fälle mißbräuchlicher Anwendung cumarinhaltiger Medikamente dem medizinischen Hilfspersonal anzulasten. Über den ersten bekanntgewordenen Mordversuch mit einem cumarinhaltigen Medikament wird hier berichtet: Eine Krankenschwester verabreichte ihrem Ehemann regelmäßig kleine Phenprocumon-(Marcumar-®)Gaben. Bei der stationären Aufnahme des an einer schweren hämorrhagischen Diathese erkrankten Mannes wies sie auf eine bei ihm scheinbar vorhandene familiäre Blutungsneigung hin. Seine Mutter war einige Jahre vorher nach einer rezidivierenden, ursächlich nicht geklärten Hypoprothrombinämie gestorben. The first known case of attempted murder by means of a coumarinecontaining drug, administered by a nurse to her husband, is reported. Small doses of phenprocoumon were regularly added to his food or drinks. He was admitted to hospital with a severe haemorrhagic diathesis which, at first, was thought to be a familial haemorrhagic disease, his mother having died of recurrent hypoprothrombinaemia a few years earlier, the cause of her bleeding trouble never having been established. The wife was sentenced to eight years imprisonment.