Untersuchungen zum plazentaren Reifezustand bei Zwillingsschwangerschaften und seiner funktionellen Bedeutung

Abstract
Zur Untersuchung des Einflusses der plazentaren Reife auf das fetale Wachstum eignen sich Mehrlingsplazenten in besonderer Weise, da man hier die extraplazentaren Faktoren für beide Kinder in etwa gleichsetzen kann und Unterschiede im Kindszustand weitgehend den plazentaren Funktionsbedingungen zuzuschreiben sind. Untersucht wurden Plazenten von 46 Zwillingspaaren, deren histologische Präparate von 1968–1974 an der Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf gesammelt wurden. Bei 21 Zwillingspaaren fanden sich unterschiedlich ausgereifte Plazentaanteile. Die Kinder, die der reiferen Plazenta zugeordnet waren, zeigten im Vergleich mit dem anderen Zwillingskind im Durchschnitt bessere Werte bei Gewicht, Länge und Apgar. Nur in 3 Fällen wiesen die Kinder der reiferen Plazenta einen schlechteren Apgar-Wert auf. Hierbei handelte es sich jeweils um das zweitgeborene Kind. Bei 25 Zwillingspaaren fanden sich gleichreife Plazenten. In diesen Fällen wiesen auch die Früchte nur geringe Unterschiede auf; Differenzen im Apgar-score mußten extraplazentare Ursachen zugeschrieben werden. Bemerkenswert ist, daß von 86 untersuchten Plazentaanteilen, bei denen eine Zuordnung zur Schwangerschaftsdauer möglich war, 31mal eine Maturitas praecox placentae und 26mal eine reife Plazenta gefunden wurde, d. h. in 68% war ein Plazentaanteil ausgereift. Von den insgesamt 28 frühgeborenen Zwillingspaaren zeigte 24mal mindestens einer der beiden Plazenten eine Maturitas praecox. Nur bei 4 Frühgeborenen fehlte die vorzeitige Ausreifung eines Plazentaanteiles. Die Bedeutung der häufig nachgewiesenen vorzeitigen Ausreifung der Plazenta auf die Entwicklung und den Kindszustand post partum sowie auf die häufig gefundene Frühgeburtlichkeit wird diskutiert. Multiple pregnancy placentas are especially efficient for examining the influence of placental maturity on fetal growth; extraplacental factors can be considered the same, and difference concerning the state of the child can be correlated with the conditions of the placental function. In 46 twin-couples placentas have been examined. In 21 cases placental parts varied in maturity. Children whose placentas had reached a better stage of maturity, were better in weight, length and Apgar score. Only in 3 cases with ripe placenta Apgar score was low (all cases were second-born children). In 25 twin-couples placentas of equal maturity were found, and the children showed insignificant differences. Differences concerning the Apgar score, could be caused by extraplacental etiological factors. 68 placental parts were correlated to the gestational age; a precocious placenta maturity was found in 31 cases, and a mature placenta in 26 cases. The importance of precocious placental maturity and its influence on the development and condition of the child post partum are being thoroughly discussed.

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