Abstract
1. Die Kontraktion Glycerin-Wasser-extrahierter Modellfasern aus dem m. psoas des Kaninchens findet nur bei sehr dünnen Fasern im ganzen Querschnitt gleichmäßig statt. Bei dicken Fasern findet sich bei maximaler Verkürzung ein positiv doppelbrechender Mantel um einen Kern, der in der üblichen Additionslage der Messung negativ doppelbrechend, isotrop oder sehr schwach positiv doppelbrechend erscheint. 2. Die Analyse der Auslöschrichtungen im Mantel und Kern ergibt, daß diese Besonderheiten der Doppelbrechung im Kern auf einer Schlängelung der Ketten der Eiweiß-Stäbchen beruhen. Im Mantel und im ganzen Querschnitt dünner Fasern sind die optische Achse und damit die Ketten der Eiweiß-Stäbchen auch nach der Verkürzung der Faserachse parallel. Bei dicken Fasern wird also offenbar der Faserkern durch die Verkürzung des Fasermantels gestaucht. 3. Bei dickeren Fasern verkürzt sich nur der Fasermantel, weil das ATP nur in den Fasermantel eindringt. Denn die Dicke des aktiven Fasermantels stimmt mit der Grenzschichtdicke der Eindiffusion von ATP überein. Der Kern wird gestaucht, weil er an der Kontraktion nicht teilnimmt. 4. Die Gesamtdoppelbrechung von dünnen Fasermodellen, die keinen Stauchungskern enthalten, ist der Doppelbrechung intakter Muskelfasern gleich — sowohl im unkontrahierten Zustand wie auch nach maximaler Verkürzung. 5. Im unkontrahierten Zustand ist bei Muskel- und Modellfaser auch die Zusammensetzung der Gesamtdoppelbrechung aus Eigen- und Stäbchendoppelbrechung gleich. Es ist anzunehmen, daß das gleiche auch für den verkürzten Zustand gilt. 6. Bei der Verkürzung nimmt die Gesamtdoppelbrechung ab, weil die Eigendoppelbrechung abnimmt. Die Stäbchendoppelbrechung bleibt in allen Imbibitionsmitteln unverändert, außer in Alkohol. Die Änderung in Alkohol beruht offenbar auf einer Nebenreaktion. 7. Also beruht die Verkürzung der Modell- und Muskelfaser auf einer Verkürzung der einzelnen Eiweiß-Stäbchen, deren Lage dabei parallel der Faserachse bleibt. Auch die verkürzten Eiweiß-Stäbchen sind immer noch so lang, daß sie den Bedingungen des Wienerschen Stäbchenmischkörpers genügen. 8. In Stauchungszonen, in denen die Richtung der Eiweiß-Stäbchen der Faserachse nicht mehr parallel ist, vermindern sich dagegen Eigen- und Stäbchendoppelbrechung proportional — bis zu negativen Werten. 9. Die Verkürzung der Faser ist mit einer Verdickung verbunden. Aber die Querschnittszunahme ist kleiner als die Längenabnahme. Bei maximaler Verkürzung (auf 20—30% der Anfangslänge) beträgt das Endvolumen etwa 60% des Anfangsvolumens.