Abstract
An vielkristallinen Nickeldrähten wurden die Remanenz, die Koerzitivkraft und die Dehnung in Abhängigkeit von der Spannung gemessen, sowie die bei der plastischen Verformung auftretenden Oberflächenerscheinungen lichtmikroskopisch und elektronenmikroskopisch verfolgt. Dabei fanden wir: α) Die Spannungs-Dehnungs-Kurve von vielkristallinem Nickel läßt sich auf Grund der magnetischen und mechanischen Messungen in drei Bereiche einteilen. δ) Jedem Bereich sind charakteristische Oberflächenerscheinungen zugeordnet. Im einzelnen erhielten wir folgende Ergebnisse: l. Die plastische Verformung setzt nicht einheitlich in sämtlichen Körnern ein, sondern erstreckt sich auf ein Verformungsintervall bis zu einer Gesamtdehnung von 0,1%, wobei die Verformung in großen Körnern beginnt und sich dann auf die übrigen Körner ausdehnt. — Es liegt immer Mehrfachgleitung vor. 2. Der Verfestigungsbereich 1 reicht bis zu einer Dehnung von etwa 1% und ist charakteristisch für den Vielkristall. Die Länge der Gleitlinien ist gleich dem jeweiligen Korndurchmesser. Es werden stets mehrere Gleitsysteme in den einzelnen Körnern betätigt. Die Abgleitung pro Gleitstufe beträgt im Mittel 75 Å und ist im Rahmen der Meßgenauigkeit unabhängig von der Verformungstemperatur und der Korngröße. 3. Der Bereich 2 erstreckt sich von 1% Dehnung bis etwa 5%. Die Gleitlinienlänge nimmt in derselben Weise ab, wie es bei Einkristallen im Verfestigungsbereich II gefunden wird. Wir beobachten eine Aufteilung der Körner in einzelne Gebiete, in denen jeweils ein Gleitsystem vorherrschend betätigt wird. Die Gleitlinien treten gebündelt auf, was bei höheren Spannungen zu Gleitbändern und Deformationsbändern führt. 4. Im Bereich 3, der bei einer Dehnung von etwa 5% einsetzt, wird stark zunehmende Quergleitung beobachtet. Der Beginn von Bereich 3 läßt sich quantitativ mit dem Beginn von Bereich III der Einkristallverfestigungskurve vergleichen.