Fall-Kontroll-Studie zur Erkennung außerberuflicher Risikofaktoren für Tumoren der ableitenden Harnwege*

Abstract
Grundproblematik und Fragestellung: Rauchen, unterschiedliche Eß- und Trinkgewohnheiten sowie die Einnahme von Schmerzmitteln scheinen ätiologische Faktoren in der Entstehung von Tumoren der ableitenden Harnwege darzustellen. Vitamine dagegen schützen möglicherweise vor solchen Tumoren. Diese Zusammenhänge wurden im Rahmen einer krankenhausbezogenen Fall-Kontroll-Studie untersucht. Patienten und Methodik: 150 Patienten (125 Männer [Durchschnittsalter 66,4 Jahre] und 25 Frauen [Durchschnittsalter 68,2 Jahre]) mit einem histologisch gesicherten bösartigen Tumor der Harnblase oder der übrigen ableitenden Harnwege sowie eine gleich große nach Alter, Geschlecht und Wohnort vergleichbare Kontrollgruppe wurden zu ihren lebenslangen Rauch-, Eß- und Trinkgewohnheiten sowie zur Einnahme von Schmerzmitteln im Rahmen eines standardisierten persönlichen Interviews befragt. Ergebnisse: Das Rauchen von Zigaretten war der wichtigste Risikofaktor. Bei Männern fand sich eine positive Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Anzahl an gerauchten Zigaretten und dem Urothelkarzinomrisiko mit einem im Vergleich zu Nichtrauchern signifikant um den Faktor 3,68 erhöhten relativen Risiko in der höchsten Dosisklasse (> 40 Packungsjahre). Bei den rauchenden Frauen ließ sich eine solche Dosis-Wirkungs-Beziehung wegen der geringen Fallzahl nicht nachweisen, jedoch rauchten doppelt so viele Tumorpatientinnen als Kontrollen (8 versus 4). Ein gesteigerter Kaffeekonsum ging bei Männern trotz Angleichung an die Rauchgewohnheiten mit einem um den Faktor 2 erhöhtes Risiko einher (2-4 Tassen: relatives Risiko 2,14 [P < 0.05] > 5 Tassen: relatives Risiko 2,22 [nicht signifikant]). Ein erhöhter Bierkonsum schien bei Männern keinen Einfluß auf die Entstehung von Tumoren der ableitenden Harnwege zu haben. Die Ergebnisse in bezug auf Vitamin C waren widersprüchlich. Längere und erhöhte Einnahme von phenacetinhaltigen Präparaten zeigt bei Männern die Tendenz zu einem erhöhten Risiko für Urothelkarzinome. Folgerung: Rauchen von Zigaretten ist einer der Hauptrisikofaktoren bei der Entstehung von Tumoren der ableitenden Harnwege. Der Einfluß anderer Risikofaktoren muß in weiteren Studien geklärt werden. Objective: A case-control study was performed to assess various nonoccupational factors (smoking, eating and drinking habits, intake of analgesics) that may be aetiological factors in the development of tumours of the lower urinary tract, while vitamins may be protective. Patients and methods: 150 patients (125 men, mean age 66.4 years; 25 women, mean age 68.2 years) with histologically confirmed malignant tumour of bladder or other part of the lower urinary tract and a comparable group of controls, matched for age, sex and home location, were asked in a standardised personal interview about their life-long habits of smoking, eating and drinking, as well as intake of analgesics. Results: Smoking was the greatest risk factor. In men there was a significant positive dose-effect relationship between the number of cigarettes smoked and relative carcinoma risk, compared with nonsmokers, by a factor of 3.68 among those with the highest dosage (> 40 pack-years). Because of the small number of cases this relationship could not be proven in women, but twice as many female tumour patients than controls were smokers (8 vs 4). In men, even after adjusting for smoking, increased coffee consumption increased the risk by a factor of 2 (2-4 cups: odds ratio 2.14 [P < 0.05]; > 5 cups: odds ratio 2.22 [not significant]). An increased beer consumption had no apparent effect on the development of tumours. Findings regarding vitamin C were ambiguous. More prolonged and increased intake of phenacetin-containing analgesics in men showed a tendency towards a higher tumour risk. Conclusion: Smoking cigarettes is one of the main risk factors for the development of bladder and other lower urinary tract tumours. The influence of other risk factors needs to be elucidated.