Über die Desorption von positiven und negativen Ionen durch starke elektrische Felder

Abstract
An Hand von Beobachtungen über die Feldelektronenemission wird gezeigt, daß sich aus dünnen, auf Wolframeinkristallspitzen aufgedampften Kaliumchloridschichten, deren Schichtdicke größer ist, als dem Minimum der Elektronenaustrittsarbeit entspricht, durch positive Felder positive Kaliumionen, durch negative Felder negative Chlorionen „abreißen“ lassen; im ersten Fall erscheint die effektive Austrittsarbeit der Elektronen nach dem Abreißvorgang vergrößert, im zweiten Fall vermindert. Aus den dünnsten, vermutlich monomolekularen Kaliumchloridschichten, gelingt es dagegen mit den hier verwendeten Feldstärken nur, positive Ionen, aber keine negativen Ionen abzureißen; dies wird verständlich, wenn man beachtet, daß aus energetischen Gründen das Chlor in unmittelbarer Berührung mit der Wolframoberfläche nicht als Ion, sondern nur als neutrales Atom gebunden sein kann, weil seine Elektronenaffinität (3,79 eV) kleiner als die Austrittsarbeit des Wolframs (4,5 eV) ist. Zur Deutung von früher untersuchten Abreißerscheinungen an gasbeladenen Wolframspitzen, die einer thermischen Nachbehandlung unterworfen waren, wird die Annahme vorgeschlagen, daß es sich bei den „Zentren“, die für die starken Intensitätsunterschiede im Feldelektronenemissionsbild solcher Schichten und für die Abreißerscheinungen verantwortlich sind, um überschüssige Metallatome handelt, die an bestimmten Stellen der Oberfläche der dünnen Oxyd- bzw. Carbidschicht eingebaut sind, mit der die gasbeladene Wolframoberfläche nach ihrer thermischen Nachbehandlung bedeckt ist.