Abstract
Nach einem Blick auf die Eigenschaften der Kollagene von Wirbellosen wird über die optische Anisotropie der in der Hauptsache aus ektodermalen Kollagenfibrillen bestehenden Epidermiscuticula von Lumbricus terrestris berichtet, insbesondere an Hand von „Streifen“, die sich aus dem Cuticularschlauch herstellen lassen. Diese sind stark hygrophil, verkrümmen sich z. B. beim Behauchen wie ein Gelatineblättchen. Durchfeuchtet wirken die Streifen positiv doppelbrechend zur Länge; beim Eintrocknen sinkt die Doppelbrechung, um beim Wiederbefeuchten erneut den alten Wert zu erreichen: Quellung und Entquellung eines Stäbchenmischkörpers. Lösung von Phenol in Xylol kehrt das optische Vorzeichen des trockenen Streifens sogleich um: orientierte Einlagerung von Phenolmolekeln. Phenol in Wasser gelöst, ruft am trockenen Streifen Verstärkung der positiven Doppelbrechung hervor (Quellung, s. o.). Ein Tropfen Wasser auf den Streifen gesetzt, führt nach leichtem Erwärmen unter Verlust der Doppelbrechung zu scharf lokalisierter Verleimung. In Wasser erwärmt, erleidet der Streifen thermische Kontraktion und löst sich dann auf.