Abstract
Die Eigenart der von uns teils früher aus der Schottmüllerschen, teils neuerdings aus der Nürnberger Klinik beschriebenen Endokarditis beruht auf folgenden Merkmalen: 1. Die Erkrankung verläuft wohl in allen Fällen tödlich. 2. Im Widerspruch zur infausten Prognose stehen die geringen pathologischen Veränderungen der Herzklappen bzw. der anderen Herzabschnitte. Es fehlt der eigentlich ulzeröse Charakter. 3. Gegenüber der Endocarditis lenta ist der Verlauf mehr akut oder subakut. 4. Gegenüber der Endokarditis durch aërobe Keime (Staphylokokken, Streptokokken), bei denen wir vorwiegend kontinuierliches Fieber beobachten, zeichnet sich die durch anaërobe Streptokokken hervorgerufene durch häufige Schüttelfröste aus. 5. Trotz häufig beobachteter Dauerbakteriämie besteht im Gegensatz zur septischen Endokarditis durch Streptokokken und Staphylokokken ausgesprochene Metastasenarmut. Embolien finden sich fast nur in der Lunge. 6. Eintrittspforten für die Erreger sind hauptsächlich das weibliche Genitale, die Tonsillen, das Mittelohr und der Intestinaltraktus. 7. Das Vorkommen von zahlreichen anaëroben Streptokokken in der Blutkultur — unabhängig von Schüttelfrösten — gestattet meines Erachtens, schon in vivo die Diagnose auf Anaërobierendokarditis zu stellen, auch wenn Geräusche am Herzen fehlen. Die Therapie fällt bei der oben beschriebenen Sepsis mit der bei anderen septischen Endokarditiden gültigen zusammen; sie hat jedoch auch bei unseren Fällen versagt.