Zwischen der exsudativen Diathese (Strümpell) und der angio-(vaso-)neurotischen Diathese (Otfried Müller) bestehen mannigfache Beziehungen, wie die Betrachtung der physiologischen Vorgänge an den Gefäßen bei Reizung der Gefäßnerven und die klinische Beobachtung von Krankheitsfällen lehren. Unter dem Begriff der angioneuroticschen exsudativen Diathese werden verschiedenartige krankhafte Vorgänge an den peripheren Gefäßen zusammengefaßt, die teils in spastischer Kontraktion der Arterien, teils in Erweiterung und Stase in den Kapillaren, sowie in Exsudation durch die Kapillarwand in die Gewebe bestehen und zu verschiedenen Krankheitsbildern, so dem Quinckeschen Ödem, der Raynaudschen Gangrän, Schleimhautblutungen, intermittierendem Gelenkhydrops, epileptiformen Anfällen usw. Anlaß geben können. Ein Bindeglied zwischen diesen verschiedenartigen Krankheitserscheinungen sind ihr anfallsweises Auftreten und charakteristische Veränderungen des Blutes, die in der anfallsfreien. Zeit in einer Lymphozytose und Eosinophilie, während der Anfälle selbst aber in einer polynukleären, aneosinophilen Leukozytose bestehen. Ursächlich liegt eine konstitutionelle Krankheitsbereitschaft und Überempfindlichkeit vor, auf Grund deren vielleicht z. T. exogene, besonders aber wahrscheinlich endogene im Körper selbst gebildete Stoffe die einzelnen Anfälle auslösen.