Thrombose der tiefen Bein- und Beckenvenen bei angeborener Agenesie der Vena cava inferior

Abstract
Anamnese und klinischer Befund: Bei dem 29 Jahre alten Patienten war es nach ungewohnter körperlicher Belastung zu starken Schmerzen und einer zunehmenden Schwellung im Bereich der rechten unteren Extremität gekommen. Klinisch imponierten eine schmerzhafte Schwellung und livide Verfärbung der rechten unteren Extremität. Untersuchungen: Die klinisch-chemischen Parameter waren im Sinne einer akuten Entzündungsreaktion verändert. In der farbkodierten Duplexsonographie der Bein- und Beckengefäße beidseits zeigte sich eine komplette rechtsseitige Thrombose der tiefen Bein- und Beckenvenen. Eine spiral-computer-tomographische Untersuchung des Abdomens bestätigte den Befund der tiefen Beckenvenenthrombose, außerdem zeigte sich, daß bei dem Patienten eine komplette Agenesie der Vena cava inferior vorlag. Therapie und Verlauf: Zur Behandlung der Beckenvenenthrombose wurde eine therapeutische Vollheparinisierung durchgeführt, das rechte Bein wurde mit elastischen Binden gewickelt und hochgelagert. Außerdem erfolgte eine analgetische Behandlung mit 3 × 400 mg Ibuprofen täglich. Überlappend wurde eine Antikoagulationstherapie mit Phenprocoumon (Marcumar®) begonnen. Der Patient konnte nach zehn Tagen mit deutlich reduzierter Beinschwellung aus der stationären Behandlung entlassen werden. Folgerung: Angeborene Fehlbildungen der unteren Hohlvene sind selten. Bei betroffenen Patienten treten gehäuft Phlebothrombosen auf. Die Therapie der Anomalien ist symptomatisch, ganz im Vordergrund steht die Therapie bzw. Prophylaxe von tiefen Venenthrombosen. Zusätzliche thrombogene Risikofaktoren wie Rauchen, hormonelle Antikonzeption, Immobilisation und ungewohnte körperliche Belastung sollten bei den Patienten konsequent vermieden werden. History and admission findings: Severe pain and increasing swelling in the region of the right lower leg occurred after unaccustomed physical activity in a 29-year-old man. Physical examination showed painful swelling and livid discoloration of the right lower leg. Investigations: Laboratory tests were consistent with an acute inflammation. Colour Doppler duplex sonography of the leg and pelvic veins bilaterally revealed complete thrombosis of the deep leg and pelvic veins on the right. Spiral computed tomography of the abdomen confirmed deep pelvic vein thrombosis and also demonstrated complete agenesis of the inferior vena cava (IVC). Treatment and course: The patient was fully heparinized and compression bandage applied to the right leg, which was kept elevated, Ibuprofen, 3 × 400 mg daily, was given for pain relief. Anticoagulation treatment with phenprocoumon (Marcumar®) was initiated. The patient was discharged much improved after ten days. Duplex sonography after 3 months demonstrated partial recanalization of the right pelvic and deep leg veins. Conclusion: Congenital malformations of the IVC are rare. Phlebothrombosis often results in affected patients. Treatment or prevention of thrombosis of the deep veins by anticoagulation is indicated. Additional risk factors for thrombosis - smoking, hormonal contraceptives, immobilization and unusual physical activity - should be strictly avoided.