Abstract
In Laboratoriumsversuchen an unterkühlten Wassertropfen wird das Spektrum der Gefrierkerne im Temperaturbereich bis - 20 J C untersucht. Die beiden Maxima um - 4° C und -12° C können an einem großen Beobachtungsmaterial bestätigt werden. Eine künstliche Beeinflussung des Spektrums ist möglich: durch Zugabe von gepulverten Substanzen ist zu erreichen, daß das erste Maximum verstärkt wird, und zwar auf Kosten des zweiten Maximums. Das erste Maximum wird durch frische Kerne hervorgerufen, welche die Eisbildung beim Eindringen in die unterkühlten Tropfen auslösen. Die Struktur der Kerne zeigt dabei keinen Einfluß; notwendig ist aber, daß die Kerne trocken sind. Im Tropfeninnern befindliche Kerne lösen das Erstarren offenbar frühestens im zweiten Maximum aus. Diese Wirkungsweise der Kerne wird damit gedeutet, daß die an trockenen Kernen beim Eindringen in Wasser entstehende elektrische Doppelschicht im unterkühlten Wasser die Kristallisation auslöst. Die Versuche ergeben eine zwanglose Erklärung für die Beobachtungen über die atmosphärische Eisbildung, welche nach Peppler vorwiegend bei -12° C einsetzt, nach neueren Beobachtungen von Schwerdtfeger bei der Schauerbildung über See aber auch schon überwiegend bei - 4° C vorkommen kann.