Trennung und Charakterisierung verschiedener L-Phasen-Typen von Proteus vulgaris

Abstract
Durch Ausspateln von Proteus vulgaris auf penicillinhaltigem (100 IE ml) Nährboden wurden L-Phasen-Kolonien erzeugt, die deutliche morphologische Unterschiede aufwiesen. Nach Dienes (1949) wurden die kleineren als Typ A. die größeren als Typ B bezeichnet. Die getrennten Abimpfungen ergaben Reinkulturen der beiden Typen, die sich bei weiteren Passagen auf Nährböden mit und ohne Penicillin bzw. Serum in folgender Weise unterschieden: Von 22 isolierten Stämmen des Typ A blieben alle frühestens nach 2, spätestens 7 Penicillinpassagen stabil und schlugen nicht mehr in die Bakterienform zurück. Sie benötigten zum Wachstum Serum. Demgegenüber trat unter 24 B-Stämmen nur bei einem in der 29. Passage Stabilisierung auf. Dieser Stamm wird vorläufig als Typ C bezeichnet. Die B-Stämme benötigen kein Serum und wachsen auch auf sehr einfachen Nährböden, die als Kohlenstoff- und Stickstoffquellen nur Glucose und Aminosäuren enthalten. Weitere Unterschiede zwischen den beiden Grundtypen ergaben sich in der Empfindlichkeit gegen Stoffwechselgifte, der pH-Abhängigkeit sowie beim Wachstum im Flüssigen und auf weichem Agar. Beiden Typen fehlt die Fähigkeit zur Gelatineverflüssigung, während sie weiterhin Nitrat reduzieren und Harnstoff spalten (mit Ausnahme von 2 B-Stämmen) können. Die Entstehungsbedingungen für die beiden Typen sind noch nicht völlig geklärt. Die Umwandlung in Typ B ist jedenfalls im Gegensatz zu der in Typ A nicht von Serum abhängig. Auf Serumnährböden entstehen ohne Kochsalz bzw. bei sehr geringen Konzentrationen nur Kolonien vom Typ A. bei 2% Kochsalz dagegen fast ausschließlich Typ B. Ob es sich um eine Richtung der Umwandlung durch osmotische Einflüsse oder nur um eine Selektion von parallel entstehenden Formen handelt, kann noch nicht gesagt werden. Es wird angenommen, daß der Typ B nur modifikativ bedingt ist, während beim Typ A die Umwandlung im genetischen System verankert ist.