Abstract
Die Domäne der ACTH-Therapie sind lytische Mangelzustände von Blutzellen in der Peripherie (erworbene hämolytische Anämien, allergische und toxische Agranulozytosen, idiopathische Thrombopenien) und einzelne Hämoblastosen, unter denen die kleinzelligen „Blastenleukämien” der Kinder und Jugendlichen vorübergehende Remissionen aufweisen. Nur bei den erworbenen hämolytischen Anämien, die idiopathisch oder auf dem Boden abartiger serologischer Reaktionen oder in Verbindung mit lymphatischen Systemkrankheiten auftreten, ist die ACTH-Therapie tatsächlich wirkungsvoll und echte Heiltherapie. In beschränkterem Maße gilt das auch für einzelne Formen von Agranulozytosen und Thrombopenien unter der Voraus Setzung, daß eine primäre Myelopathie mit echter aplastischer Anämie und Knochenmarkzellschwund, also Panmyelophthise nicht vorliegt. Es ist gerade bei Agranulozytosen zu beachten, daß hohe Begleitmonozytose zu günstiger Erwartung berechtigt und zu Spontanheilung prädestiniert. Aber auch bei prognostisch von vornherein ungünstigen agranulozytotischen Verlauf sformen erfolgte unter ACTH mehrmals Erholung des granulozytären Blutbildes, zum Teil mit überschießender Leukozytose, obwohl progrediente Bronchopneumonie und nachfolgende Sepsis zum Tode führte. Die Anwendung von Antibioticis verhindert nicht den tödlichen Ausgang, insofern nicht das Antibiotikum gewechselt wird. (Chloromycetin darf wegen der Leukopeniewirkung jedoch nicht gebraucht werden.) Von 4 idiopathischen Thrombopenien heilte nur ein Krankheitsbild, welches durch ausgesprochene Dysproteinämie gekennzeichnet war, unter ACTH aus. Die Therapie der Leukämie bringt, wie zu erwarten, keinen Heilerfolg, vermag aber unter besonderen Voraussetzungen (kleinzellige Blastenleukämien Jugendlicher mit lymphatischer Systembeteiligung bei Kombinationen von lymphosarkomatöser Leukämie und Hämolyse-Syndrom) kurzfristige Remissionen auszulösen, die das Leben einzelner bedauernswerter Kranker wieder vorübergehend lebenswert erscheinen lassen. Im allgemeinen kommt der ACTH-Behandlung der Leukämie und Hämoblastosen lediglich die Bedeutung eines eindrucksvollen Experimentes zu.