Über Die Beziehung Der Richtung Der Optischen Reize Zu Den Reflextypen Der Augen- Und Skelettmuskeln: Einleitung

Abstract
Über den Einfluss der Drehreize auf die Art und Weise der Labyrinthreflexe liegt schon heute eine Reihe von Untersuchungen wie von Crum Brown, Ewald u. a. vor. Nach diesen Autoren reagiert nämlich das Labyrinth auf die gegebenen Reize beiderseits nicht im gleichen Sinne, sondern nur auf der einen Seite im gleichen Sinne wie die Richtung des Drehreizes, also hauptsächlich auf der rechten Seite, wenn der Drehreiz nach rechts, und auf der linken, wenn er nach links gerichtet ist (Abbildung i). Zusammenfassung Zur Untersuchung einer etwaigen Beziehung zwischen den Reflextypen der Ske-lettmuskeln, besonders der Augenmuskeln einerseits und der Richtung des optischen Reizes anderseits, haben wir Versuche mittels eines grossen Drehzylinders bei Kaninchen und Meerschweinchen, Hund und Katze sowie beim Menschen durch-geführt und vor allem folgendes ermittelt: 1. Beim Binocularsehen tritt ein Augennystagmus bei optischer Reizung immer auf, gleichgültig in welcher Richtung diese geschieht, und in dieser Hinsicht lässt sich kein Unterschied zwischen verschiedenen Tieren nachweisen. 2. Beim Monocularsehen dagegen ist die Reaktionsweise komplizierter und bei verschiedenen Tieren verschieden. 3. Bei Kaninchen und Meerschweinchen, bei denen der Sehnerv fast total bis auf ganz wenige Fasern Kreuzung eingeht, tritt der Augennystagmus hauptsächlich nur auf, wenn die optische Reizung von der Seite des unbedeckten nach der des bedeckten Auges gerichtet ist (Typus I des Augennystagmus), während bei der Reizung in umgekehrter Richtung überhaupt kein Nystagmus auftritt, oder wenn auch positiv, viel weniger häufig und weniger stark ist als im ersteren Fall (Typus II des Augennystagmus). Bemerkenswerterweise sieht man im letzteren Fall beim Kaninchen nicht selten die sogennante Inversion des Augennystagmus. 4. Bei Hund und Katze, bei denen die Sehnervenfasern zum grossen Teil ge-kreuzt und nur zu einem geringen Teil ungekreuzt sind, sieht man qualitativ die-selbe Erscheinung wie bei Kaninchen und Meerschweinchen. Bei ersteren ist aber der Augennystagmus des Typus II relativ häufiger und stärker als bei letzteren. Das Verhältnis des Typus I zum Typus II beträgt etwa 5:3 bei ersteren, bei letzteren aber etwa 5 : o bis 5:1. Mit grosser Wahrscheinlichkeit stimmt das Verhältnis des Typus I zum Typus II im grossen und ganzen mit dem der ge-kreuzten zu den ungekreuzten Sehnervenfasern überein. 5. Beim Menschen, wo der Sehnerv beinahe eine Halbkreuzung eingeht, sieht man keinen Unterschied im Augennystagmus, gleichgültig von welcher Richtung der optische Reiz kommt. 6. Es verdient allgemeine Beachtung, dass das Tier beim Monocularsehen in Bezug auf den darauf folgenden Nystagmus nach der Richtung der optischen Reizung sowie nach der Art und Weise der Sehnervenkreuzung einen mehr oder weniger deutlichen Unterschied aufweist, und zwar in dem Sinne, dass der Nystagmus bei der optischen Reizung von der Seite des unbedeckten nach der des bedeckten Auges im allgemeinen häufiger und stärker ist als bei der in umgekehrter Richtung. Diese Erscheinung haben wir kurz mit der Unidirektionalität der Reflextypen bezeichnet. Soweit wir untersucht haben, haben wir im strengen Sinne keine absolute, sondern nur eine relative Unidirektionalität gesehen. Hervorgehoben sei hier besonders, dass der Augennystagmus auf den optischen Reiz kein auf die Augenmuskeln beschränktes Phänomen, sondern mehr eine Teilerscheinung einer auch auf die Muskeln des Halses und Rumpfes erstreckten allgemeinen Erscheinung darstellt.

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