Abstract
Die Rolle anerkannter diabetogener Hormone (STH, ACTH, Cortisol, Thyroxin, Adrenalin und Noradrenalin) in der Pathogenese des menschlichen Diabetes wurde dadurch zu beurteilen versucht, daß das Verhalten einerseits von Insulin und Glucoseutilisation beim „sekundären” hormonalen subklinischen Diabetes und Prädiabetes des Akromegalen und Cushing-Kranken, andererseits von diabetogenen Hormonen beim „primären” idiopathischen Prädiabetes untersucht wurde. Die Diagnose „primärer” Prädiabetes wurde gestellt, wenn von sechs Kriterien — familiäre Belastung, geburtshilfliche Anomalien, erniedrigter k-Wert der Glucoseassimilation nach intravenöser Zuckerzufuhr, erhöhte Werte für biologisch und immunologisch meßbares Insulin sowie erhöhte unveresterte Fettsäuren im Nüchternserum — fünf zutrafen. Hierbei ergab sich in der Vorphase des „sekundären” hormonalen Diabetes ein über Jahre anhaltendes Stadium der herabgesetzten Glucosetoleranz bei hohen Insulinspiegeln, also die Konstellation des latenten Diabetes und Prädiabetes der gewöhnlichen Zuckerkrankheit. Umgekehrt fanden sich erhöhte STH-Werte und ein inverser Rhythmus der ACTH-Sekretion beim „primären” Prädiabetes, das heißt Parallelen einerseits zum endokrinen Status des Akromegalen, andererseits zu dem des Cushing-Kranken. Ebenso wie die Akromegalie zeigte auch der „primäre” Prädiabetes eine erhöhte Resistenz gegen die diabetogene Wirkung einer Standarddosis von exogenem menschlichem Wachstumshormon, während umgekehrt bereits 10 mg menschliches STH genügten, um beim Stoffwechselgesunden die biochemische Konstellation des „primären” Prädiabetes weitgehend zu kopieren. Im Unterschied zur Akromegalie handelte es sich jedoch bei den „primären” Prädiabetikern durchweg um Adipöse. Neben der Erhöhung des Spiegels des Wachstumshormons im Blute muß somit noch ein zweiter Faktor gefordert werden, um die klinischen und biochemischen Befunde beim prädiabetischen Zustand zu erklären. Dieser zweite Faktor könnte durch die nachgewiesene Störung des normalen Tages- und Nachtrhythmus der ACTH-Sekretion beim Prädiabetiker repräsentiert werden, die wiederum nur Anklänge und keine exakte Übereinstimmung an das Cushing-Syndrom zeigt. Es wird der Schluß gezogen, daß das Zusammentreffen der Überfunktionen zweier Hormone des Hypophysenvorderlappens den gewöhnlichen Prädiabetiker einerseits vom Akromegalen und vom Cushing-Kranken, andererseits von der einfachen Fettsucht unterscheidet. Weitere Untersuchungen müßten klären, ob die vermehrte Sekretion der beiden Hypophysenhormone Ursache des idiopathischen prädiabetischen Zustandes oder Folge der Einwirkung der „primär” diabetogenen Noxe ist. Zusammen mit der Verminderung der Gonadotropinproduktion des manifesten männlichen Zuckerkranken sollten diese Befunde jedoch dazu veranlassen, dem Hypophysenvorderlappen beim gewöhnlichen Diabetes des Menschen wieder vermehrt Beachtung zu schenken. The role of diabetic hormones (growth hormone, ACTH, cortisone, thyroxine, adrenaline and noradrenaline) in the pathogenesis of human diabetes was evaluated by examining, on the one hand, the behaviour of insulin and glucose utilization in “secondary” subclinical hormonal diabetes and the prediabetes of acromegaly and Cushing's disease and, on the other, of diabetogenic hormones in “primary” idiopathic prediabetes. The diagnosis of “primary” prediabetes was made when five of six criteria were present (familial incidence, obstetric abnormality, decreased k-value of glucose assimilation after intravenous supply of sugar, increased concentration of insulin measured biologically and immunologically, and increased concentration of unsaturated fatty acids in fasting serum). — In the precursor phase of “secondary” hormonal diabetes there was a stage of decreased glucose tolerance in the presence of a high insulin level which lasted for several years, i.e. there is a constellation of latent diabetes, prediabetes or the ordinary form of diabetes. Obversely, there was an increased concentration of growth hormone and an inverse rhythm of ACTH secretion in “primary” prediabetes, i.e. a situation similar, on one hand, to the endocrine state in acromegaly and, on the other, to Cushing's syndrome. As in acromegaly so also in “primary” prediabetes, there was an increased resistance to the diabetogenic action of a standard dose of administered human growth hormone, while conversely as little as 10 mg of human growth hormone was enough in order to reproduce in metabolically normal subjects the biochemical constellation of “primary” prediabetes. — Contrary to the situation in acromegaly, the “primary” prediabetic is always obese. In addition to an increase in the serum growth hormone level a second factor must be responsible for the clinical and biochemical findings in the prediabetic state. This second factor may be represented by the demonstrated abnormality of diurnal rhythm of ACTH secretion in the prediabetic which again shows similarities but no exact agreement with the findings in Cushing's syndrome. — It is concluded that the coexistence of hyperfunction of two hormones of the anterior pituitary gland distinguishes ordinary prediabetes from acromegaly and Cushing's syndrome, on the one hand, and simple obesity, on the other. It remains to be seen whether increased secretion of the two anterior pituitary hormones is the cause of an idiopathic prediabetic state or the result of “primary” diabetogenic factors. In addition to...