Abstract
In Glucosinolat–haltigen Pflanzen spaltet das Enzym, Glucosinolase, die Glucosinolate gewöhnlich zu Isothocyanat, Glucose und Sulfat. Unter einigen Umständen werden an Stelle des Isothiocyanats organisches Thiocyanat, Nitril oder cyklische Verbindungen gebildet. Gemäß unseren Untersuchungen bilden sich Benzylthiocyanat und Phenylacetonitril als natürliche Produkte aus Benzylglucosinolat z.B. in zermahlenen, mit Wasser angerührten Samen von Lepidium sativum. Es ist unsere Hypothese, daß das Enzym zuerst die Thioglucosid–Bindung spaltet, wonach eine Zwischenstufe entsteht, aus der sich Benzylthiocyanat und vermutlich auch Phenylacetonitril enzymatisch bilden. Das Vorkommen von Benzylisothiocyanat und Benzylamin kann man in Lepidium als Folge einer Artefaktebildung betrachten. Diese beiden Spaltprodukte entstehen chemisch während des Analysenverfahrens. Man kann nämlich Benzylisothiocyanat und –amin nicht mehr finden, nachdem die Reaktion ungestört im Pflanzenmaterial stattgefunden hat. Wenn aber die Spaltungsreaktion frühzeitig abgebrochen wird, können Benzylisothiocyanat und –amin unter den Reaktionsprodukten gefunden werden. Wir vermuten, daß das Benzylisothiocyanat gewöhnlich aus der Zwischenstufe durch Lossen–Umlagerung gebildet wird, aber nur dann, wenn die Bildung von Thiocyanat und/oder Nitril verhindert wird. Das Benzylamin entsteht wahrscheinlich chemisch aus Benzylisothiocyanat.