Abstract
Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit den elektrochemischen Vorgängen der anodischen Passivierung und der Aktivierung des Eisens in Schwefelsäure. Auf Grund von Messungen der Passivierungszeit. in Abhängigkeit von der anodischen Stromdichte und von der Elektrolytströmung wird eine Deutung des Passivierungsmechanismus vorgeschlagen. - Hinsichtlich der Aktivierung verhält sich das anodisch passivierte Eisen ganz ähnlich wie das durch Salpetersäure passivierte Eisen des Ostwald-Lillieschen Nervenmodells. Insbesondere zeigen die Messungen, daß das System Eisen in Schwefelsäure ein verhältnismäßig einfaches erregbares System darstellt, dessen "Rheobase" unmittelbar durch die Stärke des anodischen Polarisationsstromes gegeben ist. - Es wird ferner gezeigt, daß die Abhängigkeit der Aktivierungszeit von der kathodischen Stromdichte durch dieselbe Gleichung beschrieben werden kann, wie sie von H.A.Blair auf Grund von Messungen am lebenden Nerven aufgestellt worden ist. - Im Vergleich zu dem Nerven und dem Ostwald-Lillieschen Modell gibt das hier untersuchte System nur einen Teil der Irritabilitätserscheinung wieder, und zwar nur die Erregungsauslösung und -Ausbreitung, nicht aber die Vorgänge, die mit der Regenerierung des Systems zu erneuter Reizbarkeit nach der Erregung zusammenhängen. So gibt es hier naturgemäß keine "Refraktarität" und offenbar auch praktisch keine "Akkommodation". Diese Umstände bieten zusammen mit der einfachen Wählbarkeit der Rheobase wesentliche experimentelle Vorteile in allen den Fällen, wo der Mechanismus der Erregungs-auslösung und -ausbreitung für sich allein studiert werden soll.