Zur Kenntnis des proteolytischen Systems der Speidheldrüsen

Abstract
Es wurden Untersuchungen über das proteolytische System der Submandibular-Speicheldrüse der Ratte (nachfolgend abgekürzt mit Gl-S, = Glandula Submandibularis) durchgeführt und mit entsprechenden Ergebnissen bei Parotis und Pankreas verglichen. Dabei ergab sich: 1. Homogenate und Extrakte aus Gl-S erweisen sich, verglichen mit Parotis und Pankreas bezüglich ihrer Thrombokinase-Aktivität bei sämtlichen untersuchten Plasmen überlegen. Ein besonderes Verhalten zeigt dabei Rinderplasma, welches nach kurzer Einwirkung des Gl-S-Homogenats und Recalcifizierung nicht mehr gerinnt. Verglichen mit anderen Rattenorganen gehören die Homogenate aus Gl-S zu den aktivsten Präparaten. 2. Schon nach kürzester Einwirkungsdauer von Homogenaten und Extrakten aus Gl-S auf Plasmen ist nach anschließender Recalcifizierung die Bildung eines zusammenhängenden Fibrinkoagulums behindert oder die Fragilität eines gebildeten Fibrinnetzes erhöht. 3. Homogenate aus Gl-S lösen, verglichen mit Homogenaten aus anderen Organen, in kürzester Zeit Fibrinogen auf und zeigen ferner eine bedeutsame Antithrombinwirkung. 4. Homogenate aus Gl-S sind auch in hohem Maße fibrinolytisch aktiv. Diese Wirkung beruht zum Teil auf der Aktivität eines tryptischen Ferments, zum Teil, speziell bei Anwendung eines Plasmasystems, auf einer sehr hohen Kinaseaktivität, die alle anderen Organe übertrifft. 5. Auch gegenüber Casein als Substrat zeigen Homogenate aus Gl-S eine stärkere tryptische Wirksamkeit als die anderen untersuchten Organe, jedoch in Abwesenheit vom Trypsinaktivator Enterokinase. In Gegenwart dieses Aktivators ist das Homogenat aus Pankreas am wirksamsten. In den Speicheldrüsen liegt das tryptische Ferment vollaktiv vor; das pH-Optimum liegt bei 7,8. 6. Gemessen an der Gelatinespaltung ist Pankreashomogenat aktiver als die anderen, -jedoch nur bei pH 4 -5 und bei Gegenwart von KCN (Kathepsinwirkung). Bei pH 8 ist auch die Gelatinespaltung am aktivsten bei Anwendung von Gl-S-Homogenaten. 7. Das Dipeptid Glycyl-Glycin wird in Abwesenheit von Manganoionen am besten gespalten durch Gl-S. Das Tripeptid DL-Leucyl-Glycyl-Glycin wird von allen untersuchten Homogenaten gleichmäßig stark und unbeeinflußt durch Manganoionen gespalten. 8. Es wird darauf hingewiesen, daß die beschriebenen Effekte, welche das Gerinnungssystem betreffen, vorwiegend bei Drüsen alter männlicher Tiere, nicht aber bei jungen Tieren, sich zeigen. Auch tumorkranke, kachektische Tiere lassen diese Effekte vermissen. Auf möglicherweise vorhandene Zusammenhänge mit anderen Organfunktionen wird kurz hingewiesen.