Wirksamkeit der Selbstuntersuchung, Palpation und Mammographie zur Früherkennung des Mammakarzinoms: Erste Ergebnisse der Feldstudie München

Abstract
Fragestellung: Was bringen die verschiedenen Methoden für die Früherkennung des Mammakarzinoms?Material und Methodik: Im Rahmen der bevölkerungsbezogenen Feldstudie München wurden seit 1996 zwei Jahre alle an einem Mammakarzinom neu erkrankten Frauen der Region München (Einwohnerzahl 2,3 Mio.) zur Analyse der medizinischen Versorgung aufgenommen. Die Wirksamkeit der verschiedenen Untersuchungsmethoden wird durch Erhebung des Früherkennungsverhaltens und dessen Korrelation mit prognostischen Faktoren, insbesondere der pT-Kategorie, aufgezeigt.Ergebnisse: Von 2489 rekrutierten Patientinnen liegen 1319 Angaben zum Entdeckungsmodus vor. Eine regelmäßige Selbstuntersuchung (SU) der Brust wird mit 56 %, die Teilnahme an einer regelmäßigen Früherkennung (FE) mit 54 % angegeben. Beide Untersuchungen werden von jüngeren Frauen häufiger wahrgenommen. Einfluss auf die Teilnahme an einer regelmäßigen FE hatten das Alter und die SU, nicht die familiäre Belastung. Protektive Effekte waren für Frauen < 50 Jahre nicht nachweisbar. Ab 50 J. zeigte die pT-Verteilung in der Mammographiegruppe 67,2 % pT1-, 20,8 % pT2-, 1,6 % pT3- und 1,0 % pT4-Tumoren. Daraus kann eine Senkung der 10-Jahres Mortalität von ca. 45 % geschätzt werden. Ein positiver Effekt auf die prognostisch entscheidende Stadienverteilung zeigte sich auch bei regelmäßiger Palpation (52,6 % pT1, 40,8 % pT2, 5,3 % pT3, 0 % pT4) und SU (39,8 % pT1, 39,2 % pT2, 8,5 % pT3, 9,7 % pT4) im Vergleich zum „Nichtstun” (17,1 % pT4). Bei der multivariaten Analyse bezüglich des Einflusses auf ungünstigere Stadien (pT3 - 4) zeigte sich eine klare Rangfolge der Untersuchungskombinationen zugunsten der Mammographie mit SU (OR 0,14) und ohne (OR 0,07), wobei der Effekt der ausschließlichen Palpation (OR 0,19) und ausschließlichen SU (OR 0,77) statistisch nicht signifikant, aber in der Kombination signifikant protektiv war (OR 0,19).Schlussfolgerung: Alle drei Methoden leisten einen Beitrag zur Senkung der Mortalität. Die pT-Verteilungen in der Mammographiegruppe (50 - 69 Jahre) belegen die Qualität, die schon erreicht ist. Die Brustuntersuchung durch den Arzt und die Selbstuntersuchung können im Alter zwischen 50 und 70 Jahren die effektivste Methode der Früherkennung, nämlich die Mammographie, nicht ersetzen, aber sind innerhalb bzw. außerhalb dieses Intervalls eine sinnvolle Ergänzung bzw. empfehlenswerte Maßnahme. Objective: We evaluated the effectiveness of self-examination, palpation by a physician, and mammography for the early detection of breast cancer.Methods: Over a 2-year period all new cases of breast cancer in the Munich region (2.3 million inhabitants) were recorded for a population-based field study of health care. We analyzed the reported use of the three methods and associations with prognostic factors, particularly TNM stage. Results: Data on detection techniques were available for 1319 of 2489 patients. Of these 1319 patients, 56 % examined their breasts regularly and 54 % participated in early detection. Both methods were used more by younger than by older women. Participation in early detection was associated with age and self-examination but not with family risk. No protective effects of different combinations of the examination methods were found for women younger than 50 years. For patients older than 50 years the pT distribution in the mammography group (67.2 % pT1, 20.8 % pT2, 1.6 % pT3, 1.0 % pT4 tumors) was more favorable than that with the other modalities. The estimated reduction in 10-year mortality was 45 %. In this age group both palpation (52.6 % pT1, 40.8 % pT2, 5.3 % pT3, 0 % pT4) and self-examination (39.8 % pT1, 39.2 % pT2, 8.5 % pT3, 9.7 % pT4) favorably influenced the stage distribution as compared with patients using no early detection measures. In a multivariate analysis, mammography with or without self-examination (OR 0.14 and 0.07, respectively) and palpation with self-examination (OR 0.19) were associated with favorable stage distribution whereas palpation alone (OR 0.19) and self-examination alone (OR 0.77) were not.Conclusions: All three methods for early detection of breast cancer contribute to reduced mortality. Mammography cannot be replaced by self-examination and palpation in patients older than 50 years, but self-examination and palpation should be used in addition to mammography in this age group.