Jungen als “Nutznießer” der Koedukation?

Abstract
Zusammenfassung. In der neueren Koedukationsdebatte gelten die Jungen als die eigentlichen “Nutznießer” der Koedukation. Vorteile von Jungen lassen sich aber nicht aus Nachteilen von Mädchen quasi logisch “erschließen”. Nur der Nachweis von Vorteilen, die Jungen aus koedukativen Schulen gegenüber Jungen aus Jungenschulen haben, könnte die These von der “Nutznießerrolle” der Jungen stützen. In einer schultypvergleichenden Studie wurde deshalb untersucht, ob sich Jungen koedukativer Schulen von Jungen aus Jungenschulen in (1) Interessen und interessenbezogenen Variablen, (2) Leistung und Leistungsorientierung, (3) sozial-emotionaler Befindlichkeit und (4) Liebesbeziehungen zu Mädchen unterscheiden. Untersuchungsteilnehmer waren Schüler und Schülerinnen der 11. und 12. Klassenstufe von vier katholischen Privatschulen (zwei koedukative Schulen, zwei Jungenschulen) in Nordrhein-Westfalen. Die Ergebnisse können die These, daß Jungen auf breiter Basis von der Koedukation profitieren, nicht bestätigen. Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Jungengruppen überwiegen bei weitem die Unterschiede. Sofern sich Unterschiede finden, fallen diese nicht notwendigerweise zugunsten der Jungen koedukativer Schulen aus.