Abstract
Bericht über Untersuchungen zur Ätiologie der als „abszedierende retikulozytäre Lymphadenitis” bezeichneten Erkrankung der mesenterialen Lymphknoten, deren morphologische Eigentümlichkeiten eine besondere Entstehungsursache vermuten ließen. Aus den Ergebnissen bakteriologischer und serologischer Untersuchungen sowie aus Tierversuchen wird geschlossen, daß diese Lymphadenitis durch Pasteurella pseudotuberculosis hervorgerufen wird. Die histologischen Manifestationen der Pseudotuberkulose am lymphoretikulären Gewebe der Nagetiere decken sich mit jenen der menschlichen Lymphknoten. Über den Infektionsmodus und über den Charakter der anatomischen Veränderungen am Eintrittsort des Erregers können noch keine sicheren Angaben gemacht werden. Die klinischen Symptome dieser in allen Fällen gutartig verlaufenden Pasteurellen-Infektion entsprechen denen einer akuten Appendizitis. Der bisher bekannten septikämisch und tödlich verlaufenden, besonders beim Erwachsenen auftretenden Pseudotuberkulose wird auf Grund der eigenen Beobachtungen die gutartige, vorwiegend bei Jugendlichen zu beobachtende Form gegenübergestellt. Infektionen mit Pasteurella pseudotuberculosis sind wahrscheinlich viel häufiger als bisher angenommen wurde. Zur Klärung verschiedener noch nicht zu beantwortender Fragen, die sowohl die pathologische Anatomie wie die Epidemiologie, Diagnostik und Therapie dieser Pasteurellose betreffen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Chirurgen bzw. Internisten, Pathologen und Bakteriologen unbedingt geboten.