Abstract
An Hand eines größeren pathologisch-anatomisch wie bakterioskopisch und bakteriologisch bearbeiteten Materials aus einer Grippeepidemie in Halle während des letzten Winters konnte gezeigt werden, daß Anklänge der Befunde an die der Pandemie des Jahres 1918/19 vielfach festzustellen waren. Die Fälle, mit anatomisch sicherer Grippe wiesen im wesentlichen die bekannten Veränderungen an Tracheobronchialbaum und Lungen auf, bei gewisser Bevorzugung jüngerer Jahrgänge. Erscheinungen am Zentralnervensystem (Meningitis, Hirnabszeß) traten erst bei längerer Krankheitsdauer mehr hervor. Influenzabazillen wurden in den reinen und zumeist kurzdauernden Grippefällen in 67% der Fälle gefunden, auch noch nach 9—18tägiger Krankheitsdauer. Auch bei den postgrippösen Komplikationen waren positive Influenzabazillenbefunde die Regel. Bei Fällen mit verschiedensten Grundleiden und hinzutretendem Grippeinfekt stieg der Prozentsatz positiver Influenzabazillenbefunde auf 94% der bakteriologisch untersuchten Fälle. Die Influenzabazillen haben für die Grippeerkrankung zweifellos eine pathognomische wie auch diagnostische Bedeutung. Erstere ist in toxischen Einflüssen auf das Gefäßsystem wie auch in der Wegbereitung für andere Infektionserreger zu suchen. In diagnostischer Beziehung kann uns der Nachweis von Pfeifferschen Bazillen aus den tieferen Luftwegen für die Annahme des Vorliegens eines Grippeinfektes wertvolle Dienste leisten, nur verlangt dies die Suche am Ort der Wahl (Bronchiolen) und eine einwandfreie und leistungsfähige bakteriologische Untersuchung. Inwieweit die positiven Influenzabazillenbefunde auch nach Ablauf der Epidemie bei Untersuchungen aus dem laufenden Sektionsmaterial Rückschlüsse auf ein verstärktes Auftreten von Influenzabazillenträgern zu machen gestattet, muß offen bleiben.