Magentemperatur und Magenazidität1

Abstract
Aus fortlaufenden optischen Untersuchungen der Magentemperatur werden, ähnlich wie dies auch bei Hauttemperaturmessungen geschieht, Schlüsse auf die Magendurchblutung gezogen. Gleichzeitig werden die Magenazidität und einige Kreislaufgrößen fortlaufend bestimmt. Lokale thermische Einflüsse an verschiedenen Körperstellen (Füße, Leib, Hände) zeigen bei vegetativ Stigmatisierten (von Bergman), die die klinischen Erscheinungen der neurozirkulatorischen Dystonie aufweisen, auf Kälte meist einen Aziditätsanstieg und häufig eine Senkung der Durchblutung. Damit findet die klinische Erfahrung, daß Ulkusbeschwerden in den Übergangsmonaten durch Erkältungen sich häufen, eine sinnfällige Erklärung. Spielen neurozirkulatorische Dystonie mit Durchblutungsstörungen der Magenwand sowie Ätzwirkung der Magensäure bei der Pathogenese des Ulcus ventriculi eine Rolle, dann kann die Erkältung als auslösendes Moment gewertet werden. Wärmeanwendung an Leib, Füßen usw. bewirkt reflektorisch eine Besserung der Magendurchblutung, und häufig auch einen geringen, kurzdauernden Anstieg der Magenazidität. Hinsichtlich der Wechselbeziehungen zwischen Azidität und Durchblutung des Magens lassen unsere Beobachtungen den Schluß zu, daß, abgesehen von all den vielen anderen Faktoren, die die Magenazidität beeinflussen können, eine Durchblutungszunahme der Magenwand auch einen geringen Säureanstieg bewirken kann. Bei der Mehrzahl unserer Untersuchungen sind jedoch Azidität und Durchblutungsgröße nicht gleichgerichtet. Kälteeinwirkungen rufen häufig eine starke Hyperazidität auch bei wechselndem Verhalten der Magendurchblutung hervor. Die Aziditätssteigerung scheint jedoch beim Sinken der Magendurchblutung am stärksten zu sein.