Physiologische Untersuchungen an thermophilen Blaualgen

Abstract
Abstrakt: An mehreren thermophilen Blaualgen wurden im Freiland und im Laboratorium Beobachtungen vorgenommen. Genauer untersucht wurde Oscillatoria geminata. Die Assimilation erreicht ihren Höchstwert bei etwa 40°, d. i. wenige Grad unterhalb der erträglichen Höchsttemperatur. Die intensivste Atmung wird ebenfalls bei 40° erreicht. Die Atmung steigt mit zunehmender Temperatur auffällig wenig. Im ganzen besteht eine für andere Pflanzen nicht bekannte Ähnlichkeit in der Temperaturabhängigkeit der Assimilation und Atmung. Hierdurch wird gewährleistet, daß auch bei hohen Temperaturen noch ein Assimilationsüberschuß erreicht werden kann. Die Geschwindigkeit des Längenwachstums läßt das gleiche Temperaturoptimum von 40° erkennen. Die Temperaturkoeffizienten des Absterbeprozesses bei Temperaturen zwischen 50 und 70° lassen keine erhebliche Abweichung von den für andere Pflanzen bekannten Werten erkennen. Aus den Beobachtungen wird gefolgert, daß sich die thermophilen Blaualgen durch einen Plasmazustand auszeichnen, der etwa mit dem anderer Pflanzen in Phasen der Resistenzerhöhung vergleichbar ist. Dieser Zustand, vielleicht bedingt durch einen verminderten Gehalt an freiem Wasser, wirkt hemmend auf die Atmungsintensität, indem er die Geschwindigkeit der chemischen Reaktionen, etwa durch Diffusionshemmung, beeinträchtigt. Dieser Plasmazustand verursacht gleichzeitig eine erhöhte Stabilität. Die Stabilitätserhöhung, die auch die Möglichkeit einer Assimilation bei hoher Temperatur bedingt, ist auf Kosten einer Verminderung der Lebensintensität erreicht, so daß die thermophilen Blaualgen nur unter den für andere Arten ungünstigen extremen Bedingungen (hohe Temperatur, giftige Lösungen) überlegen sind, während ihr Wachstum sonst für die Konkurrenz zu schwach ist