Abstract
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache in Westeuropa. Aus pathophysiologischen Untersuchungen ist in den vergangenen Jahren deutlich geworden, dass das Gefäßendothel - nicht zuletzt aufgrund der Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) - eine zentrale Rolle in der Regulation von Gefäßtonus und Gefäßstruktur spielt [ 2 ]. So antagonisiert die tonische, durch Scherkräfte des vorbeiströmenden Blutes induzierte NO-Freisetzung zahlreiche humorale vasokonstriktorische Einflüsse (z. B. Angiotensin II, Endothelin, Katecholamine u. a.) und sorgt dadurch für eine regionale Durchblutungsregulation. NO wird in einer komplexen, streng regulierten Oxidations-Reduktions-Reaktion durch das Enzym NO-Synthase aus der Aminosäure L-Arginin gebildet. Im Jahr 1992 wurde erstmals beschrieben, dass im Körper dem L-Arginin chemisch ähnliche Verbindungen vorkommen, die an der entscheidenden Stelle ein oder zwei Methylgruppen tragen und die Bildung von NO blockieren können [ 28 ]. Eine dieser Substanzen - asymmetrisches Dimethylarginin (ADMA) - konnte im menschlichen Blutplasma in Konzentrationen nachgewiesen werden, die für eine hemmende Wirkung auf die NO-Bildung ausreichen (d. h. 0,5 - 10 µmol/l). In kultivierten humanen Makrophagen (welche die induzierbare Form der NO-Synthase exprimieren) hemmt ADMA die NO-Freisetzung ebenfalls konzentrationsabhängig. Auch in Experimenten mit isolierten, aufgereinigten Isoformen der NO-Synthase konnte gezeigt werden, dass ADMA die Aktivität der neuronalen und der endothelialen NO-Synthase konzentrationsabhängig hemmt [ 25 ]. Ziel der vorliegenden Übersicht soll es sein, den gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse über die pathophysiologische Bedeutung und die mögliche klinische Rolle von ADMA als kardiovaskulärer Risikofaktor zusammenzutragen und in ihren Konsequenzen für den klinischen Alltag darzustellen.