Kohlenoxydverbindungen der Nichtmetalle I

Abstract
Leitet man Kohlenoxyd bei 780° über Selen, dann entsteht Carbonylselenid. Die Ausbeute steigt mit erhöhter Strömungsgeschwindigkeit des Kohlenoxyds. Eine neue Darstellungsweise nach Al2Se3 + 3 COCl2→2 AlCl3 + 3 COSe wird beschrieben und die Abhängigkeit der Ausbeute von der Reaktionstemperatur studiert. Bei 219° und konstantem Durchsatz von 1,75 l COCl2/Stde. wird ein Ausbeutemaximum von 36% COSe gefunden. Das bei der Reaktion entstehende Aluminiumchlorid wirkt autokatalytisch auf den Ablauf der Reaktion ein. Die Dampfdrucke des COSe werden durch die Tensionsgleichung log pmm = -1149,8/T + 7,4527 wiedergegeben. Sdp. -21,7°; Schmp. -124,4°; mittlere molare Verdampfungswärme: 5260 cal; Troutonsche Konstante: 20,9; Litergewicht bei 0,0°: 4,8272 g; Dielektrizitätskonstante ε0⁰= 3,52 (COSe flüss.); Dipolmoment μ = 0,59·10-18 elektrostat. Einh. Die Löslichkeit in Phosgen bei -44,0 und -32,5° wird durch Dampfdruckmessungen verfolgt und eine Methode zur dielektrischen Bestimmung des COSe-Gehalts in Phosgen angegeben. Das Verhalten des COSe gegenüber Säuren und Basen sowie oxydierenden Substanzen wird ermittelt. An porösen Körpern zerfällt COSe gegebenenfalls vollständig in Kohlenoxyd und Selen. Ganz trockenes COSe ist längere Zeit haltbar; in Gegenwart von Feuchtigkeit und Licht ist es wenig beständig, der Zerfall kann aber durch Phosgenzusatz gehemmt werden.