Abstract
In den letzten Jahren wurden μ‐Systeme dargestellt, die neuartige (p‐p)μ‐Bindungen zwischen Kohlenstoff und Elementen aus der dritten, vierten oder fünften Hauptgruppe des Periodensystems enthalten und größtenteils nach der klassischen Doppelbindungsregel nicht existent sein sollten. Die Stabilisierung von Phosphor‐, Arsen‐ und Antimon‐Kohlenstoff‐(p‐p)μ‐Bindungen gelang in resonanzstabilisierten, farbigen Verbindungen vom Cyanin‐ und Triphenylmethan‐Typ sowie auch in aromatischen Systemen, die sich von Benzol, Naphthalin und Anthracen ableiten. Wismut‐ und Bor‐Kohlenstoff‐(p‐p)μ‐Bindungen konnten ebenfalls in aromatischen Systemen verifiziert werden. Silicium‐ und Germanium‐Kohlenstoff‐(p‐p)μ‐Bindungen wurden in äußerst reaktiven Derivaten des Sila‐ bzw. Germaäthylens nachgewiesen. Von den neuen μ‐Systemen werden charakteristische Reaktionen beschrieben. Die Bindungsverhältnisse gehen aus Röntgen‐Strukturanalysen, Photoelektronen‐, UV‐ und NMR‐Spektren sowie aus Molekülrechnungen hervor. Verallgemeinerungsfähige Kriterien für die Existenz von nach der klassischen Doppelbindungsregel nicht erlaubten μ‐Systemen werden diskutiert.