Blutdruckreaktivität unter emotionalem Streß bei unkomplizierten Formen des Hochdrucks

Abstract
Bei 48 Patienten mit erhöhten Gelegenheitsblutdruckwerten ohne hypertoniebedingte kardiovaskuläre Komplikationen und 48 altersgleichen normotonen Vergleichsprobanden wurde das Blutdruckverhalten unter strengen Ruhebedingungen und emotionalem Streß untersucht. Um dabei gleichzeitig mögliche Wechselwirkungen mit Alter und Geschlecht zu erfassen, wurden die beiden Gruppen in jeweils zwei Alters- und zwei Geschlechtsgruppen unterteilt. Die hypertone Gruppe wies unter strengen Ruhebedingungen zwar einen im Normbereich liegenden Blutdruck auf; dieser lag aber deutlich höher als bei der normotonen Gruppe. Während der Streßphase war dieser Unterschied noch deutlicher ausgeprägt, da die hypertone Gruppe einen stärkeren Blutdruckanstieg auf den emotionalen Streß zeigte als die normotone Gruppe. Eine Wechselwirkung zwischen Geschlecht und Hypertonie bestand insofern, als normotone Frauen in Ruhe und während Belastung einen niedrigeren Blutdruck aufwiesen als normotone Männer, in der hypertonen Gruppe aber keine Geschlechtsunterschiede des Blutdrucks bestanden. Ein Alterseffekt war in der bei den älteren Probanden verstärkten Blutdruckreaktivität feststellbar; dieser Effekt war sowohl bei der normotonen wie bei der hypertonen Gruppe zu finden. Personen mit unkomplizierten Formen des Hochdrucks weisen also unabhängig von Alter und Geschlecht eine Blutdruckhyperreaktivität unter emotionalem Streß auf. Da nach früheren Untersuchungen auch bei normotonen Personen mit einer hereditären Hypertoniebelastung die verstärkte Blutdruckreaktivität besteht, muß diesem Phänomen eine besondere Bedeutung in der Pathogenese der essentiellen Hypertonie zugemessen werden. Blood pressure behavior under basal conditions and emotional stress was examined in 48 patients with elevated casual blood pressure values who had no hypertensive cardiovascular complications and in 48 normotensives of the same age. In order to study possible interactions with age and sex each group was divided in two age and two sex subgroups respectively. Under basal conditions the blood pressure values of the hypertensive group were within the normal range but markedly higher than the values of the normotensive group. During stress the difference between both groups increased because the hypertensive group exhibited a stronger reactivity of blood pressure. There was an interaction between sex and hypertension in that in contrast to the hypertensive group normotensive women had lower blood pressure values at rest and under emotional stress than men. There was an influence of age consisting in a stronger blood pressure reactivity of the older subjects; this effect could be found in the hypertensive as well as in the normotensive group. Patients with uncomplicated forms of hypertension exhibit a blood pressure hyperreactivity on emotional stress independendly of age and sex. According to previous investigations normotensive subjects with a family history of hypertension show stronger blood pressure reactivity, too. Therefore this phenomenon must be regarded as important in the pathogenesis of essential hypertension.