Abstract
Setzt man den Fall in Vergleich zu den bisher bekannten, so muß man zum Ausdruck bringen, daß es sich um einen klassischen Fall von Selenwasserstoffvergiftung gehandelt hat. Nach anfänglichen akuten, aber rasch abklingenden Reizerscheinungen an den Schleimhäuten der oberen Luftwege und der Augen trat nach einer typischen Latenzzeit ein Lungenödem ein, welches jedoch überstanden wurde. Das abklingende Ödem ist von einer groben Bronchitis und einem als bronchopneumonische Anschoppung zu bezeichnenden Rückfall gefolgt, bis schließlich Abheilung eintrat. Der Fall ähnelt weitgehend dem von H. W. Senf 1941 beschriebenen Fall. Ein dort beobachtetes gleichzeitiges Auftreten eines Erythems und einer Porphyrinurie ist jedoch nicht aufgetreten, ebenso war klinisch und elektrokardiographisch kein Anhalt für eine Myokardschädigung bei dem von mir beobachteten Fall festzustellen. Senf glaubt diese letzteren Symptome durch eine resorptiv toxische Giftwirkung erklären zu müssen. Bei dem von mir beobachteten Fall standen lediglich die Schleimhaut reizenden Wirkungen mit dem nachfolgenden Lungenödem im Vordergrund. Auch der Engländer Fairhall schildert 1946 Selenwasserstoffvergiftungen vor allen Dingen als eine subakute Pneumonie mit vorübergehender fettiger Degeneration der Leber. Krankhafte Störungen können durch eine Anreicherung der Atemluft von mehr als 1 mg pro cbm hervorgerufen werden. Während der Korrektur hat sich in dem gleichen Betriebe noch eine zweite akute Selenwasserstoffvergiftung durch das Einatmen eines verdünnten Selenwasserstoff-Luftgemisches (mehrere tiefe Atemzüge) ereignet. Es handelte sich um einen 27jährigen gesunden Mechaniker. Im Vordergrund standen ganz akute hochgradige Reizerscheinungen an den oberen Luftwegen mit einem in der darauffolgenden Nacht eintretenden Präödem der Lungen. Abheilung in wenigen Tagen.