Von den obigen vergleichenden Betrachtungen über die klinischen sowie pathologisch-anatomischen Befunde bei der Vitamin-B-mangelkrankheit und der menschlichen Kakke ausgehend, möchten wir nachdrücklich betonen, daß es sich bei der Kakke um eine von der Vitamin-B-mangelkrankheit wesentlich verschiedene Erkrankung handelt. Bekräftigt wird unsere Auffassung um so mehr, als Prof. Nagayo darauf hingewiesen hat, daß auch bei Menschen eine der Reiskrankheit der Experimenttiere gleichzustellende Krankheit, „Chichiko-Dyspepsie”, eine Art Mehlnährschaden, vorkommt. Das Vorhandensein einer solchen Krankheit bei Menschen kann als ein sicherer Gegenbeweis gegen die Anschauung herangezogen werden, nach welcher man die gründlichen Unterschiede zwischen der Vitamin-B-mangelkrankheit und Kakke bloß durch die Verschiedenheit der phylogenetischen Stellung zwischen Menschen und Tieren erklären will. Um die Pathogenese der Kakke aufzuklären, haben wir lange Zeit einen Weg vergebens beschritten, auf den uns Eijkmanns Entdeckung der „Polyneuritis gallinarum” verleitet hat. Jetzt, wo wir durch unsere systematischen Studien die Kenntnis über die Vitamin-B-mangelkrankheit bedeutend erweitern und vertiefen konnten und, darauf gestützt, die wesentlichen Unterschiede zwischen der Vitamin-B-mangelkrankheit und menschlichen Kakke so distinkt zutagegebracht haben, möchten wir die Anhänger der Avitaminosetheorie über die Genese der Kakke nachdrücklich darauf aufmerksam machen, daß bei der Entwicklung der Kakke außer dem Vitamin-B-Mangel noch andere Faktoren eine nicht weniger wichtige Rolle spielen, nach deren Enthüllung zu streben wir verpflichtet sind. Natürlich sagen unsere oben angeführten Hypothesen nichts Positives über die Genese der menschlichen Kakke. Vor uns liegt, wie vorher, trotz unserer fruchtbaren Errungenschaften auf dem Gebiet der Kakkeforschung, das Wesen der Kakke noch als ein ungelöstes Rätsel.