Monoedukativer Anfangsunterricht in Physik in der Gesamtschule

Abstract
Zusammenfassung. In einem Berliner Schulversuch wurden in sieben Gesamtschulen die Schülerinnen und Schüler (N = 786) für die Dauer des achten Schuljahres im Physikunterricht in koedukative und monoedukative Gruppen eingeteilt. Um die Auswirkungen der Geschlechterzusammensetzung der Lerngruppen abzuschätzen, wurden am Schulhalbjahres- und am Schuljahresende schriftliche Befragungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Mädchen aus monoedukativen Gruppen sich durch den Unterricht stärker angesprochen fühlten, sich aktiver am Unterricht beteiligten und mehr Spaß an der Bearbeitung von Physikaufgaben angaben. Sie glaubten, den Anforderungen des Physikunterrichts besser entsprechen zu können, hielten ihre Begabung für die Physik für höher und belegten zum Beginn und zur Mitte des neunten Schuljahres häufiger einen Fortgeschrittenenkursus in Physik als ihre Klassenkameradinnen, die in koedukativen Gruppen unterrichtet worden waren. Für die Jungen hingegen wirkte sich die Geschlechtskonstellation der Lerngruppe nicht auf Motivation und Selbstkonzept aus. Allerdings wählten monoedukativ unterrichtete Jungen tendenziell seltener einen Fortgeschrittenenkursus in Physik als koedukativ unterrichtete. Die Befunde werden hinsichtlich ihrer schulpolitischen Implikationen diskutiert.